Wer kennt sie nicht, diese pelzigen und bunten Blütenbesucher, die gemütlich brummend von Blüte zu Blüte unterwegs sind?
Hummeln werden den Echten Bienen zugeordnet und zählen zu den Wildbienen. Sie bilden Staaten von 50 bis 600 Individuen. Ihre Funktion in der Natur wurde lange verkannt, weil Hummeln dem Menschen keinen unmittelbaren Nutzen in Form von Honig oder Wachs bringen. Die alten Griechen bezeichneten einen faulen Menschen sogar als “Hummelmenschen”.
Weltweit gibt es über 300 verschiedene Hummelarten, wovon etwa 40 Arten in der Schweiz vorkommen. Sie kommen vor allem in den gemässigten und kühleren Regionen der Nordhalbkugel vor. Es gibt Fliegen und Schmetterlinge, die wir Hummeln aussehen. Diese Täuschung ist eine “Strategie” der Natur und wird Mimikry genannt.
Die verschiedenen Hummelarten legen ihre Nester an unterschiedlichen Orten an. Einige bauen oberirdisch in alten Vogelnestern oder Baumhöhlen, andere ebenerdig in der Kraut- und Moosschicht und weitere unterirdisch in verlassenen Mäusenestern oder Hohlräumen. Wie die Honigbienen verwenden auch die Hummeln Wachs als Bausubstanz.
Im Volksmund heisst es, dass Hummeln nicht stechen können. Das stimmt nicht. Wie bei den Bienen besitzen alle weiblichen Hummeln einen gut ausgebildeten Stachel, den sie im Notfall auch einsetzen. Dank ihres robusten Körperbaus und der starken Behaarung können Hummeln noch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fliegen. Sie sind daher eher in nördlichen und alpinen Regionen verbreitet. Nur 800 Kilometer vom geografischen Nordpol entfernt, an der Küste der kanadischen Ellesmere-Insel, sind Hummeln noch anzutreffen. Sie bestäuben dort während des kurzen arktischen Sommers die Blütenpflanzen. In den Tropen hingegen sind nur wenige Hummelarten vertreten.
Viele Hummeln haben einen langen Rüssel. Mit diesem erreichen sie auch tief im Blütenkelch liegenden Nektar. Arten mit kurze Rüssel beissen oft seitlich ein Loch in die Blüte, um so an den Nektar zu gelangen. Ein bekanntes Beispiel einer Blüte mit langem Lech ist der Rotklee. Honigbienen vermögen ihn nur ungenügend zu bestäuben. Im 19. Jahrhundert pflanzten Siedler in Neuseeland Klee an. Obwohl die Felder blühten, war der Ertrag an Samen mager. Darauf riet der berühmte englische Naturforscher Charles Darwin, Hummeln nach Neuseeland zu bringen, um die Bestäubung des Klees zu sichern. Seine Empfehlung brachte durchschlagenden Erfolg.
Hummeln lassen sich nicht so einfach züchten wie Honigbienen. Sie überwintern nicht wie die Honigbienen als Volk. Jedes Hummelvolk wird im Frühjahr von einer überwinternden Königin neu gegründet und wächst erst im Verlauf des Jahres heran. Beim ersten Frost stirbt das Volk ab, nun befruchtete Königinnen überwintern in einer geschützten Nische.
Dank vertiefter Kenntnisse der Hummelbiologie gelang es in jüngerer Zeit, Hummevölker ganzjährig kommerziell zu züchten. Heute werden sie weltweit in Gewächshäusern zur Bestäubung von Tomaten, Erdbeeren, Zucchini und Auberginen eingesetzt. Ihr Vorteil gegenüber der Honigbiene ist, dass sie sehr schnell sind und zweimal so viel Blüten pro Minute besuchen. Zudem sind sie relativ anspruchslos gegenüber Umweltbedingungen und kommen mit den spezifischen Bedingungen eines Gewächshauses besser zurecht als Honigbienen, besonders mit der dortigen Enge. Hummeln besuchen 500 bis 1000 Blüten pro Tag. Der Nektar von 500 Blüten deckt den Eigenbedarf der Hummeln, der etwa einem Zehntel Gramm Nektar und ungefähr einem Sechstel des Eigengewichts entspricht. Dennoch können Hummeln die Bestäubungsarbeit der Honigbienen nicht vollständig ersetzen, denn ein ganzes Bienenvolk bestäubt mehr Blüten als einige hundert Hummeln.
Bei Tomaten und anderen Nachtschattengewächsen sitzen die Pollenkörner ziemlich fest in den Kapseln und müssen kräftig herausgeschüttelt werden, was im Freiland normalerweise der Wind übernimmt. Tomaten sind Windbestäuber und müssen in Gewächshäusern, wo kein Wind bläst, aktiv bestäubt werden. Als man begann, Erdhummeln für diese Arbeit einzusetzen, blühte der Tomatenbau in Gewächshäusern auf. Hummeln bestäuben sehr effizient, indem sie sich in der Blüte festkrallen und ihre Muskeln, ohne die Flügel zu bewegen, weit über der im Flug üblichen Flügelschlagfrequenz von 180 Hertz bewegen. Dadurch schütteln sie den Pollen wirksam aus ihren Behältern. Nachtschattenblüten produzieren keinen Nektar, aber der nährstoffreiche Pollen ist für die Bienen ein Anreiz, die Blüten zu besuchen. Tomaten, deren Blüten von Hummeln besucht wurden, liefern bis zu 25 Prozent mehr Ertrag als manuell behandelte.