Winterverluste bei Bienenvölkern gestiegen

In der Schweiz und in Liechtenstein haben rund 19 % der Bienenvölker den letzten Winter nicht überlebt. Damit liegt die Verlustquote vier Prozentpunkte über dem Vorjahr. Dies geht aus der jährlichen Umfrage von apisuisse hervor, die zusammen mit dem Zentrum für Bienenforschung Agroscope durchgeführt wurde. Das letzte Jahr dürfte der verstärkte Eintrag von Zementhonig, die Sterblichkeit der Bienen erhöht haben.

Die Umfrageresultate zeigen, dass 18,9 % der Bienenvölker den Winter 2024/2025 nicht überlebt haben. Dies ist deutlich höher als im Vorjahr (14,9 %). Zu den Winterverlusten kommen die Verluste vor dem Einwintern zwischen August und Oktober hinzu. Diese betragen 9,6 % und sind ebenfalls höher als im Vorjahr (7,5 %). 12 % der eingewinterten Bienenvölker haben den Winter zwar überlebt, sind aber zu schwach, um sich zu einem starken Bienenvolk zu entwickeln. Auch dies ist höher als im Vorjahr (10,1 %).

Zementhonig als Risikofaktor

Die Wintersterblichkeit bei Bienenvölkern ist ein vielschichtiges Phänomen: Seit rund zwei Jahrzehnten schwanken die Verluste auf hohem Niveau, ohne klaren Trend. Die Varroamilbe gilt dabei als Hauptursache – doch sie erklärt nicht alle Fälle. In diesem Winter rückte besonders der Waldhonig in den Fokus. Die Analyse zeigt. dass Völker, die auf Waldhonig überwinterten, deutlich höhere Verlustquoten (23,4 %) hatten als jene mit anderem Futter (16,4 %). Der letztjährige Waldhonig hatte in vielen Regionen einen hohen Melezitosenateil, ein Dreifachzucker, der den Honig bereits in den Waben kristallisieren lässt. Er stellt damit eine Herausforderung für die Bienen dar. «Im Winter brauchen die Bienen viel Energie und Wasser, um diesen sogenannten Zementhonig überhaupt verarbeiten zu können», erklärt Mathias Götti Limacher, Präsident von apisuisse . Doch nicht nur die Konsistenz ist problematisch, auch die Zusammensetzung kann den Bienen schaden. Ein Versuch der Universität Hohenheim zeigt: Mit Melezitose gefütterte Bienen lebten kürzer und litten vermehrt an Darmkrankheiten, Bewegungsstörungen und Haarausfall. Die schlechte Bekömmlichkeit könnte somit wesentlich zur erhöhten Wintersterblichkeit beigetragen haben.

Viele Stressfaktoren

Auch unzureichende oder zu späte Behandlungen gegen die Varroamilbe wirkten sich negativ aus. Ob das vermehrte Auftreten der Asiatischen Hornisse die Winterverluste zusätzlich beeinflusst hat, lässt sich aufgrund der vorliegenden Daten hingegen nicht abschliessend beurteilen. Sie stellt aber zweifellos einen zusätzlichen Stressfaktor für die betroffenen Bienenvölker dar. Diese komplexen Zusammenhänge machen deutlich: Die moderne Imkerei erfordert fundiertes Wissen und konsequente Schulung. «Nur wer die Bedürfnisse des Bienenvolks versteht und fachlich korrekt auf Herausforderungen wie Parasiten, Futterqualität oder Wetterextreme reagiert, kann Verluste wirksam minimieren», so Mathias Götti Limacher

Regionale Unterschiede

Auch dieses Jahr zeigen sich wieder regionale Unterschiede. Jedoch liegen in allen Regionen die Verluste über denen des Vorjahres. Die höchste Verlustrate meldet die Région Lémanique (VS, VD, GE) mit 28,9 %. Über dem schweizweiten Durchschnitt liegen auch der Kanton Zürich (23,3 %) und das Tessin (22,5 %). Im Vorjahr war die Region Espace Mittelland (BE, FR, SO, NE, JU) besonders betroffen. Dieses Jahr liegt die Verlustquote dort bei 17,5 % – und damit unter dem nationalen Durchschnitt. Ähnlich sieht es in der Nordwestschweiz (BS, BL, AG) mit 17,6 % sowie in der Ostschweiz (GL, SH, AR, AI, SG, GR, TG) mit 16,5 % aus. Die Zentralschweiz (LU, UR, SZ, OW, NW, ZG) verzeichnet mit 15,8 % die niedrigste Verlustrate. Für das Fürstentum Liechtenstein stehen nur Daten von 15 Bienenständen zur Verfügung, weshalb keine abschliessende Bewertung möglich ist.

Zur Umfrage über die Winterverluste

Um die Winterverluste zu ermitteln, führt apisuisse jedes Jahr zusammen mit dem Zentrum für Bienenforschung (ZBF)eine Online-Umfrage durch. Insgesamt 1’313 Imkerinnen und Imker mit total 1524 Bienenständen haben dieses Jahr an der Umfrage teilgenommen. Sie betreuten im August 2023 20’597 Bienenvölker. Ein Grossteil der Fragen stammt aus dem internationalen Forschungsprojekt COLOSS, an dem auch die Schweiz mit dem ZBF beteiligt ist. Dadurch können die Datensätze später mit anderen Ländern verglichen und analysiert werden.

Weitere Details aus der Umfrage zu den Winterverlusten 2024/2025 finden Sie in der Juni-Ausgabe der Schweizerischen Bienen-Zeitung

Bilder: 

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Wabe mit Melezitosehonig (Foto: Ruedi Ritter)